1949 Bettelhochzeit

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1949 Bettelhochzeit

Bettelhochzeit Emmering
Veröffentlicht in 1949 · Mittwoch 02 Mär 1949 ·  1:30

(12 MB) Historischer Rückblick - Zusammengestellt von Pankraz Spötzl


Emmeringer Bettelhochzeit 1949
1949, also nur wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, fand die zweite
Bettelhochzeit statt.
Erstaunlich, dass in dieser Notzeit, als zudem mehrere Gemeindebürger noch in
Kriegsgefangenschaft waren, diese Gaudihochzeit inszeniert wurde. Aber vielleicht
brauchten die Menschen gerade damals wieder einmal ein derartiges Spektakel, um den
grauen Alltag für ein paar Stunden vergessen zu können.
Damals war Josef Oeckl (vom Bauernschmied in Emmering) der Bräutigam, die Braut
verkörperte Josef Fent (vom Huber in Schalldorf), der kurzfristig für Leonhard Egger (von
Hinteraschau), der wegen eines Todesfalles absagen musste, eingesprungen war. Der
Sohn von L. Egger, Manfred, war am 26. Februar 1949 im Alter von 7 Jahren verstorben.
Die „Ehrmutter“ wurde von Magdalena Fellermeier (vom Moar in Westerberg, später verh.
Schneeberger) verkörpert, „Beiständer“ (Trauzeugen) waren Pankraz Schneeberger (von
Anger) und Pankraz Oeckl (vom Hergl in Schalldorf).
Elisabeth Gambos („Glosn Liesl“ von Westerberg, später verh. Hanslmaier von Haus) war
die „Noderin“.
Eine ganze Reihe von originell dekorierten, von Ochsen gezogenen Wagen, und lustig
maskierten Gruppen hatte in der Kiesgrube (wo heute der Sportplatz ist) Aufstellung
genommen.
In Erinnerung ist gar manchem der Wagen geblieben, auf dem eine Kropfoperation
durchgeführt wurde, in deren Verlauf die "Ärzte" in blutverschmierten Kitteln (unter ihnen
Stefan Rottmoser aus Mühlbichl) den Inhalt des "Kropfes" (es war eine Blutwurst!) mit
sichtlichem Appetit in sich hineinlöffelten.
Der vom Hochzeitslader Peter Gschwendtner aus Rettenbach (später Schönau)
angeführte Gaudizug geleitete das „armselige Brautpaar“ zum „Standesamt“ – der
Misthaufen beim Wichert-Anwesen -, wo die Gauditrauung vollzogen wurde. Liborius
Trenkler, Marxn Lipp von Hofberg, fungierte als Bürgermeister und Standesbeamter.
Anschließend ging es zurück zum Bichler, wo beim Bettelmahl traditionsgemäß saures
Lüngerl mit Semmelknödel serviert wurde.
(Pankraz Spötzl)


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